Tugendkult am Lorenzplatz

Volksfern gekleidete Gestalten in theatralischen Posen, 1584-1589 von Benedikt Wurzelbauer für den modernen Menschen von heute geschaffen. Die Tugendgestalten wollen in allegorischer Weise Politiker und deren Hintermänner darstellen, die gerecht und weise auf dem Gipfel der Darstellung (also ganz oben und von oben herab) zur besseren Nachforschen eigener Erinnerung sich eine Augenbinde umtun und sich die Ohrenöffnungen eisern verschließen. So wissen sie nichts von Schwarzgeldkoffern, illegalen Waffengeschäften, erinnern sich aber an Versprechen, die sie gegeben haben. Und die sind heilig und verdienen einen sechsfachen Posaunenstoß durch aufgeblasene Bengel. Wichtig: neben der Gerechtigkeit noch ein Kranich, Symbol der Wachsamkeit. Der hört und sieht alles.
Tugendbrunnen, 1584-89 von Benedikt Wurzelbauer für Nürnberg gegossen

Die maßgebenden Tugenden Glaube mit Kreuz und Kelch, Liebe mit zwei Kindern, Hoffnung mit dem Anker, Tapferkeit mit Löwe, Mäßigung mit Krug und Geduld mit einem Lamm(!). Lammfromm, aufopferungsvoll und gebärfreudig usw. - alles Eigenschaften, die sich als männliche Attribute wenig eignen. Deshalb ist kein Mann im Figurenreigen zu sehen. Die unschuldigen Muttersöhnchen unter der Gerechtigkeit zählen noch nicht. Ungerecht!

Tugendbrunnen
Realisierung: Benedikt Wurzelbauer, 1584-89
Auftraggeber: Rat von Nürnberg
zuletzt gesehen am Lorenzplatz
im Winter undurchsichtig umbrettert. Da schläft die Tugend

Tugendbrunnen, symbolisches Vermächtnis für die Nürnberger

Tugendsam in Nürnberg ist
wenns Wasser
aus den Brüsten gisst.