Wegweisende Gänse mit zielsicherem Knoblauchslander

Gänsemännchenbrunnen, ein Brunnenfigur der Extroklasse fand ihren Weg
Diese Brunnenfigur ist ein Kleinod, so oft kopiert wie einprägsam. Die in Holz geschnitzte Vorlage befindet sich im Nürnberger Stadtmuseum.

Wer nun war der Bursche mit den beiden Gänsen unter den Armen? Ein Hühnerdieb? Der sieht kaum so sympatisch aus, obwohl man sich gut täuschen kann. Ein Bauer aus dem Knoblauchsland? Er ist solide und beneidenswert praktisch gekleidet, dokumentiert damit den Stil einer autharken Persönlichkeit. Er bestätigt uns auch:
Dem Nürnberger war damals nicht alles nur Bratwurst.

Ein schmiedeeisernes Gitter schützt den Brunnen aus der Zeit der Renaissance. Er ist einer der ältesten Brunnen der Stadt und typisch für die Kleinbrunnen jener Zeit:
- Steinsockel mit weiter Schale,
- Ziergitter auf Schalenrand,
- in der Mitte Podest mit Figur

Dieses in der Tat große, sympatisch aufklärerische Kunstwerk des frühen bürgerlichen Realismus befand sich früher am Obstmarkt und wurde nach dem 2. Weltkrieg fest auf dem Rathausplatz verankert.

Gänsemännchenbrunnen
Entwurf von Hans Peisser
Bronzeguss von Pankraz Labenwolf vermutlich 1550

Im ausgehenden 15. Jh. und im 16. Jh. widmeten sich die meisten Künstler der Stadt dem Brunnenthema. Kunst wurde offener und öffentlicher und Brunnen als Kunst ins Freie, in private Höfe und öffentliche Plätze. Das war beste künstlerische Eigenwerbung.
Meist waren - wie beim Gänsemänchenbrunnen - zwei Meister an einer Arbeit. Ein Bildhauer lieferte das Modell, der Erzgießer goss die Figur in Bronze.